Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Zu der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gehört einerseits der Morbus Crohn und andererseits die Colitis ulcerosa. Beide Erkrankungen verlaufen chronisch, können bereits in Kindesalter auftreten aber auch den älteren Menschen betreffen. Leider wissen wir noch nicht, warum es zu diesen Erkrankungen kommt.
Morbus Crohn
Bei Morbus Crohn kann der gesamte Magen-Darm-Trakt vom Mund und bis zum Anus befallen sein, am häufigsten findet man ihn jedoch im Dünn- und Dickdarm. Oft sind perineale Fistel als einzige Manifestation zu finden. Da Bauchschmerzen und Durchfall häufig die ersten Zeichen des Morbus Crohn sind, wird die Diagnose oft durch Gastroenterologen gestellt.
Grundsätzlich erfolgt die Indikation zur Operation erst bei Komplikationen. Operiert wird z.B. wenn sich zwischen Darmabschnitten falsche Verbindungen (sogenannte Fisteln) mit Abszessen gebildet haben oder sogar sogenannte Konglomerattumor vorliegen (einige Darmabschnitte sind verbacken). Ferner besteht eine Operationsindikation bei Stenosen (engen Stellen), die Beschwerden machen wie bei einem Darmverschluss. Heute ist es Standard, Patienten mit CED interdisziplinär zu behandeln. An unserer Klinik erfolgte eine wöchentliche Konferenz, um diese Fälle zu besprechen.
Colitis ulcerosa
Die Colitis ulcerosa ist eine Entzündung des Dickdarms, die üblicherweise am Mastdarm beginnt und nach oben fortschreitet. Sie betrifft nur den Dickdarm und geht nicht auf dem Dünndarm über. Selten sind auch die Gallenwege betroffen (primäre sklerosierende Cholangitis). Typischer wird die Colitis ulcerosa zuerst medikamentös behandelt, um die Entzündung zu unterdrücken. Wenn die Medikamente nicht mehr wirken (therapierefraktär), wenn eine Therapie mit Steroiden nicht mehr wirkt (steroidrefraktär) oder wenn sich auf dem Boden der Entzündung nach Jahren der Erkrankung Vorstufen eines Krebs (Dickdarmkrebs) entwickeln, besteht die Indikation zur Operation. Aufgrund der Entzündung des gesamten Darmes muss auch der gesamte Dickdarm operativ entfernt werden. In den meisten Fällen kann der Dickdarm durch den Dünndarm unter Bildung eines neuen Reservoirs (J-Pouch) ersetzt werden. Ein ausführliches Beratungsgespräch vor der Operation informiert Sie über die Lebensqualität mit einem J- Pouch. Da fast immer zumindest zeitweise ein protektives Stoma angelegt wird, findet sehr oft auch ein Beratungsgespräch mit unseren Stomatherapeuten vorher statt.
Oft können wir diese Operation in Schlüsselloch-Technik minimal invasiv durchführen. Dies führt zu einer besseren Rekonvaleszenz.
Divertikulitis
Die Divertikulitis des Krummdarms (Sigma) ist eine häufige Entzündung, deren Genese noch nicht genau erklärt ist. Vermutlich spielen auch genetische Faktoren einer Rolle. Es kommt zu Aussackungen der Darmschleimhaut in der sogenannten Krummdarm, in denen der Stuhlgang „festhängt“ und so zu einer Entzündung geführt. Häufig macht dies akute linksseitige Unterbauch Schmerzen. Die Divertikulitis wird bei uns leitliniengerecht therapiert. Eine Indikation zur Operation ergibt sich, wenn sich eine falsche Verbindung zur Harnblase gebildet hat (Fistel, bemerkbar durch Luftabgang über den Urin) oder sich eine Engstelle des Darmes aufgrund der wiederkehrenden Entzündungsschübe bildet. Wenn durch die wiederkehrenden Entzündungen die Lebensqualität sehr eingeschränkt ist, kann eine Operation individuell besprochen werden. Kommt es zu einem Durchbruch eines der Divertikel, kann auch eine Notfalloperation notwendig sein. Die Operation kann heute fast immer minimal invasiv durch Schlüsselloch-Technik erfolgen.
Team
Koordinatorin des Darmkrebszentrums:
Prof. Dr. med. habil. Maria Witte